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Polnische Experten über die Wiedervereinigung: K. Ruchniewicz, P. Burasi und W. Czachur
Freitag, den 08. Oktober 2010 um 08:05 Uhr

 


Polnische Experten haben einstimmig festgestellt, dass Deutschland ein wichtiges Land in Mitteleuropa ist und die Wiedervereinigung der Motor der europäischen Integration war. Polen  gewann hierzulande sehr viel an der Wiedervereinigung .


Krzysztof Ruchniewicz: Ein sehr wichtiges Land in der Mitte Europas


,,Wir haben es mit einem sehr  wichtigen Land in Mitteleuropa zu tun. Mit einem Land, das die europäische Integration unterstützt, das auch seine Nachbarn im Streben zum Nordatlantischen Pakt oder zur Europäischen Union  unterstützt hat“.  So beschreibt der Direktor des Willy Brand Zentrums für Deutsch- und Europastudien an der Universität Wrocław Deutschland 20 Jahre nach der Wiedervereinigung. Er deutet zugleich darauf hin, dass Deutschland noch nicht alle mit der Teilung verbundenen Probleme überwältigt hat. ,,Insbesondere in den Ostländern der BRD erscheinen solche Probleme. Worauf man aber achten sollte - wir haben dort auch starke Rechtsströmungen.  Jedoch hört man trotz all dieser Probleme von Seiten der BRD nicht, dass man zu der Zeit vor 20 Jahren wiederkehren möchte. Man könnte sagen, dass der damals begonnene Prozess des Aufbaus eines gemeinsamen Staates weiterhin andauert, aber es gibt keine Möglichkeit mehr zur Rückkehr“- sagt Professor Ruchniewicz.

Die Angst vor den Deutschen, die die Grenzgebiete bewohnen, spielt überhaupt keine Rolle mehr - findet der Direktor des Willy Brandt Zentrums für Deutsch- und Europastudien. ,,Ein sehr wichtiges Element war, dass die Polen nach 1989 die Möglichkeit eines unbegrenzten Kontakts mit dem Nachbarn im Westen hatten.“ Der Experte erwähnt die Reisen der Polen nach Deutschland wie auch die Anreise der Deutschen nach Polen, die Gründung der Euroregionen, die blühende grenzüberschreitende Zusammenarbeit. ,, Die Deutschen behandelt man als wichtige Partner nicht nur im Bereich des wirtschaftlichen Austausches, aber auch als ein Partner im Alltag. Die Wiedervereinigung Deutschlands war gut für Polen“ ,      findet Professor Ruchniewicz.

,, Das Jahr 1989/90 hat eine Nachkriegsepoche in der Geschichte der deutsch-polnischen Beziehungen abgeschlossen. Eine sehr unnatürliche Epoche. Die Teilung Deutschlands in zwei Staaten war eben solch eine Teilung aus dem II Weltkrieg. Ja, also das erste Mal nach dem Jahre 1990 hatten wir es mit einem vereinten Deutschland zu tun - dies hat auch unsere ganze Optik geändert“, sagt der Deutschkenner. Er erinnert daran, dass schon in den 70er Jahren die Opposition überlegt hat, welche Bedingungen erfüllt werden müssen, damit es zu der europäischen Integration kommt: ,, Eine der Bedingungen war eben die Vereinigung Deutschlands“. Krzysztof Ruchniewicz deutet darauf hin, dass die Polen bis heute Deutschland als einen sehr wichtigen Nachbarn behandeln: Als ein Land, dass uns bei der Lösung verschiedener Probleme hilft und unserer natürlicher Verbündeter ist.


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Piotr Buras: Deutschland wurde zu einem normalen Land

,, Deutschland hat bis heute mit Problemen zu kämpfen, die denjenigen ähneln, die die Weststaaten Europas bedrücken. Dies eben ist etwas Neues“, sagt Piotr Buras, Deutschlandkenner, Journalist der Gazeta Wyborcza. ,, Deutschland war vor der Wiedervereinigung ein unter vielen Hinsichten ungewöhnliches Land, das heißt: ein Land mit einer  ungewöhnlichen Außenpolitik, ein Land mit einem Nationalproblem, ein Land mit spezifischen sozialen Problemen. Und wenn man heute auf Deutschland blick, 20 Jahre nach der Wiedervereinigung, ist all dies vergangen“ – sagt der Experte. „Heute ist Deutschland ein Land, dass ähnlich wie andere Länder von den Wällen des Populismus gefährdet ist, Probleme mit der Ausländerintegration, mit dem Sozialstaat und soziale Konflikte hat“, zählt Piotr Buras auf. Er nennt dies ,, Westeuropäische Normalität“, die alles andere als aufmunternd ist. Dies sind ernste Probleme, aber Piotr Buras fügt hinzu, sie seien in keinerlei Hinsicht ungewöhnlich.

Piotr Buras sieht keine Gründe für die Ängste der Polen vor den Nachbarn außerhalb der Oder und Neiße. ,,Deutschland ist heute ein Land, das solche Ängste wie in der Wiedervereinigungszeit  nicht mehr wecken sollte. Schon damals waren diese Ängste, wie man heute sieht, übertrieben, auch wenn man aus der damaligen Perspektive Gründe für sie sah. Komplett  objektive Gründe, zum Beispiel im Falle Polens, die Angelegenheit der Westgrenze, deren Anerkennung Helmut Kohl aus innenpolitischen Gründen verzögert hat. Von daher hatten die Polen, im Hinblick auf die politische Propaganda, die ein negatives Bild der Deutschen kreiert hat, gewisse Ängste vor der Wiedervereinigung und Entstehung eines großen deutschen Staates in Mitteleuropa“, erklärt Piotr Buras. „Heute“, versichert er, „gibt es solche Gründe nicht mehr. Heute ist Deutschland ein berechenbares Land“. Was jedoch nicht bedeutet, dass die Deutschen keine Probleme verursachen. ,, Heute haben wir es mit deutschen Problemen einer ganz anderen Natur zu tun“, deutet er an. Die Natur dieses Problems ist die, dass Deutschland heute ein sehr mächtiges Land ist, was für die politische und ökonomische Einheitlichkeit der Europäischen Union eine Herausforderung ist, mit der ganz Europa, darin auch Polen sich messen müssen. Aber auch Deutschland selbst muss daran denken, wie es mit dem Problem seines großen Potenzials, seiner Übermacht in Europa, fertig wird“.

,,Polen hat an der Wiedervereinigung viel gewonnen“, schätzt Piotr Buras ein und deutet darauf hin, dass ,,Polen sehr schnell das Recht der Deutschen zur Wiedervereinigung anerkannt hat, was der grundliegender Schritt in der Entwicklung des neuen  Außenpolitikkonzepts war. Dieses neue Konzept der Außenpolitik erwies sich in den letzten 20 Jahren als Polens Erfolgsquelle. Diese Neuheit, erklärt der polnische Experte, lag an der Annahme Polens, dass es nicht zwischen zwei sich feindlich gegenüberstehenden Ländern liegt: der Sowjetunion, und auf der anderen Seite Deutschland, nur dass Polen Deutschland als Partner in der Außenpolitik sieht. Als einen Partner, der unser Fenster zur Westlichen Welt wird und der uns als eine Plattform im EU-und NATO- Beitritt  helfen wird.

Waldemar Czachur: Die Wiedervereinigung als Motor der Stabilisierung in Europa

20 Jahre nach der Wiedervereinigung ist ,,Deutschland ein wichtiges Land, sowohl in Europa als auch auf der ganzen Welt“, findet Waldemar Czachur aus dem Centrum für Internationale Beziehungen in Warschau. Deutschland wurde zu einem  differenzierteren Land. Sei es in Angelegenheiten der Sozialpolitik, der Migration, der Wirtschaft, man sieht immer noch die Teilung in Ost- und Westdeutschland. Aus meiner Perspektive ist Deutschland ein Land, dass gut mit allen Herausforderungen zurechtkommt. Darum bewerte ich 20 Jahre der Wiedervereinigung Deutschlands als sehr positiv. ,, Es gibt keine Ängste vor Deutschland mehr“ – sagt der Experte. ,,Fast 70 Prozent der polnischen Gesellschaft sieht die deutsche Wiedervereinigung als einen Motor, der zur Stabilisierung der politischen Situation in Europa beigetragen hat. Das heißt, dass sie zugleich die Wiedervereinigung Deutschlands als eine Tatsache sehen, die die poltischen und sozialen Veränderungen in Polen ermöglicht hat, vor allem den Eintritt Polens in die EU. Und die Frage nach den Ängsten vor Deutschen, die Frage, die man sich in den 90er Jahren gestellt hat, ist fast nicht mehr anwesend im polnischen Bewusstsein“,  meint Waldemar Czachur.

„In den 90er Jahren herrschte in Polen die Überzeugung, dass es ohne die deutsche Wiedervereinigung kein souveränes, von der Sowjetunion unabhängiges Polen geben wird“, betont der Experte. ,,Dadurch kann man sagen, dass Dank der Vereinigung Deutschlands, Polen seit 1989 zu einem souveränen Land werden und politische und wirtschaftliche Veränderungen einführen konnte. Deutschland als Polens Anwalt im EU Beitritt unterstützte diese Zeit der Transformation. Von daher ist dies ohne Zweifel ein wichtiger Einsatz des wiedervereinten Deutschlands.

Die Wiedervereinigung Deutschlands hat zugleich auch den alten Kontinent geändert. ,,Europa wurde um eine neue Erfahrung erweitert, die es vorher noch nicht hatte. Das war die Erfahrung des Kommunismus“, erklärt der Experte des Centrums für  Internationale Beziehungen.

 

Gesprächsleiter: Barbara  Cöllen

Verantwortlicher Redakteur: Marcin Antosiewicz